„Den Beginn der Psychose machte das Fahrradfahren, da ich etwas Gutes für mich und die Umwelt tun wollte.“
Ich war auf dem Weg zum Bismarckplatz in Regensburg, da ich mich dort immer mit Freunden verabredete, die ich schon seit Längerem nicht mehr gesehen hatte. Ich nahm das Fahrrad, da ich an dem alten Fußballstadion vorbeifahren wollte, in dem ich als Kind schon zu Besuch war, um mir die Spiele des hiesigen Fußballclubs, bei dem ich selbst schon Fußball gespielt habe, anzusehen, denn ich wollte sehen, was mit dem Stadion nun passiert ist, nachdem der Spielbetrieb dort eingestellt wurde, doch eine Frauenstimme, die ich als Gedanken in meinem Kopf hörte, sagte zu mir, dass ich umkehren soll.
Sie klang wie eine Dozentin eines Kurses, den ich in der Universität belegte, ich stand also unter Druck und die Stimme, rezessive Gedanken. Die Umgebung wirkte sonderbar und fremd auf mich, obwohl ich den Weg schon mehrere Male gefahren bin. Ich wollte es darauf ankommen lassen und kehrte deshalb nicht um. Die optischen Halluzinationen, die ich wie ein Film vor meinen Augen ablaufen sah, machten mir Angst, da ich die Personen, die mir geheime Zeichen gaben, nicht kannte, doch die Frauenstimme, die ich hörte, gab mir Befehle, an die ich mich halten sollte. Ich fühlte mich gut, wenn sie mir z.B. Komplimente machte und ich fühlte mich schlecht, als sie mir sagte, dass ich nach Hause gehen soll, obwohl ich mich mit meinen Freunden über das heutige Spiel, welches ich gerne sehen wollte, da es im neuen Stadion stattfand, unterhielt, da es ihr anscheinend nicht gefiel, wenn ich mich außerhalb meiner Wohnung aufhielt.
Die verdammte Trümmerwelt, aus Bruchstücken meiner Vergangenheit begann sich aufzulösen, denn die Frauenstimme, die ich hörte, legte mir beleidigende Gedanken in den Kopf, die ich jedoch als meine eigenen Gedanken wahrnahm. Ich fühlte mich dadurch innerlich zerrissen. In diesem Zustand kann man sich furchtbar toll fühlen oder furchtbar schlecht oder beides. Ich hatte Herzrasen.
Die erste psychotische Episode stellte sich ein. Ich dachte deshalb über besondere Fähigkeiten zu verfügen. Die Frauenstimme sagte zu mir, ich soll mich nun auf den Weg nachhause machen, da ich bereit für etwas wäre. Ich konnte sie nun sehen, denn alle Menschen sahen aus wie auf den Bildern, welche vor allem wenn es dunkel war, wie ein Film vor meinen Augen abliefen und Passagen aus meiner Kindheit widerspiegelten, doch niemals, wenn ich alleine war. Sie zeigte sich nur außerhalb meiner Wohnung, zudem immer verändert, aber ich erkannte sie, indem sie mir geheime Zeichen gab. Das waren wohl wahnhafte Verkennungen oder einfach optische Halluzinationen.
Ich könnte nun die Zeit zurückdrehen, wenn ich wollte und mich an einem anderen Ort aufhalten aufhalten, doch als ich begann mich kontrolliert zu fühlen, da die Stimme mich oft daran hindern wollte, meine Wohnung zu verlassen, wendete sie sich von mir ab und befahl mir, ich sollte vom Dach des Wohnhauses in dem ich wohnte springen, um einen unverzeihlichen Fehler den ich telepathisch begangen hatte, wieder gut zu machen. Ich verstand nicht ganz warum sie sich von mir abwendete, doch ich fühlte mich schuldig und wollte rückgängig machen, was ich falsch gemacht hatte. Dieses telepathische Band zwischen uns aufrecht zu erhalten, war für mich besonders wichtig, da ich glaubte, dass ich die besonderen Fähigkeiten verlieren würde, wenn ich nicht mehr mit der Stimme sprechen konnte. Ich wolle nun also ausführen, was mir die Stimme befahl. Ich dachte fliegen zu können, da mir die Stimme sagte, dass ich das tun könnte. Der Hausmeister der Wohnanlage, in der ich lebte, fand mich und rief einen Krankenwagen. Ich befand mich vor meiner Wohnung, verlor das Gleichgewicht, weil ich durch einen Sturz mit dem Fahrrad in einen Busch rauschte, denn ich suchte nach Hilfe von der Frau, deren Stimme ich hörte und meinte sie zu treffen, wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs wäre. Als ich zurück in der Wohnung war, rannte ich wieder hinunter und verletzte mich im Treppenhaus. So etwas nennt man ultrarapid cycling. Nach dem Krankenhaus wurde ich in eine psychiatrische Klinik gebracht.
Ich versuchte danach mein Leben wieder zu ordnen. Ich besuchte Vorlesungen und arbeitete wie zuvor im Getränkemarkt bei mir in der Nähe. Jedoch hatte ich das Gefühl, dass meine Kolleginnen und Kollegen mich anders behandeln würden wie zuvor, obwohl sie nichts von dem Unfall wussten. Ich sage lieber Unfall dazu, da ich damals mit dem Fahrrad unterwegs war als das passiert ist. Es sind nur noch Bruchstücke meiner Erinnerung, jedoch weiß ich, dass alles ganz schnell ging und der Gedanke übersinnliche Fähigkeiten zu haben mich rasend machte. Meine Gedanken übertrugen sich in meiner Vorstellung auf meine Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen und die Kunden, die im Getränkemarkt einkauften und ich dachte deshalb, dass sie wegen der beleidigenden Gedanken, die ich im Kopf hatte, gekränkt wären. Ich dachte, dass ich die Gedanken eines Kunden mithören konnte und er deshalb genauso gut meine Gedanken wüsste. Ich schämte mich zuerst für die beleidigenden Gedanken, doch bekam dann Schuldgefühle, da ich dachte, dass durch die beleidigenden Gedanken etwas Schlimmes, z.B. ein vergiftetes Getränk für das ich verantwortlich gemacht werden würde, gefunden wird, denn ich dachte in die Zukunft sehen zu können und die gemeinen Urteile über andere, die mir durch den Kopf gingen, würden nun die Zukunft derer bestimmen, die mir wichtig waren. Ich nahm an, wenn ich nach Hause ginge und mich nicht mehr im Getränkemarkt befände, dann würde kein Unheil mehr geschehen werden, da ich dann nichts Gemeines mehr über andere denken konnte. Von nun an hatte ich kein gutes Gefühl mehr zu meinem Nebenjob zu gehen, da ich dachte meine Kolleginnen und Kollegen würden mich nun anders behandeln als sonst, da sie gemerkt hatten, dass mit mir etwas nicht stimmt. Die Stimme in meinem Kopf war allerdings nur noch ganz leise für mich hörbar, doch die beleidigenden Gedanken waren nicht mehr auszuhalten, da sie immer gemeiner wurden und ich begann mich beobachtet zu fühlen. Ich dachte die Menschen im Getränkemarkt könnten die beleidigenden Gedanken in meinem Kopf hören. Ich hatte Zwangsgedanken. Zudem meinte ich, dass sich die Kunden im Getränkemarkt über mich unterhielten.
Am nächsten Tag fiel mir auf, dass es immer mehr Kunden geworden sind, die sich über mich unterhielten. Ich fühlte mich schuldig dafür, dass ich Zwangsgedanken hatte, da ich dachte, dass sich die Gedanken nun auf Personen übertragen würden, die ich im Fernsehen gesehen hatte und diese beschuldigten mich dafür, dass ich nichts dagegen unternehmen würde, dass ich andere in meinem Kopf beleidigte. Ich erlebte erneut eine Psychose und ließ mich darauf tagklinisch in eine psychiatrische Klinik einweisen.
Ich glaubte dann, dass sich die beleidigenden Gedanken auf die Patienten, die sich mit mir in der psychiatrischen Klinik befanden ausbreiten würden und meinte Schuld daran zu haben, wenn die Zwangsgedanken eine Naturkatastrophe auslösen würden, die ich verhindern wollte, da die Zwangsgedanken die Menschen darin beeinflussten, die Umwelt zu zerstören. Ich dachte daher ich würde über die Fähigkeit verfügen die Menschen mit meinen Gedanken lenken zu können, denn ich konnte ihre Zukunft voraussehen und diese steuern. Ich verlor jedoch diese Fähigkeit und nun urteilten diese beleidigenden Gedanken über das Schicksal der Menschen. Das erzeugte eine Schuld in mir, welche ich begleichen wollte, indem ich vom Dach des 4-stöckigen Wohnhauses, in dem ich lebte, springe. Ich meinte so das Unheil, das den Menschen bevorgestanden wäre, abhalten zu können, da sich die Gedanken nicht von mir auf andere übertragen würden. Es war eine erneute Psychose. Ich fuhr nun wieder zurück in meine Wohnung. Ich hatte nicht den Wunsch zu sterben, ich wollte nur, dass die Zwangsgedanken verschwinden würden und niemandem das Unheil widerfahren würde, von dem ich ausging, dass es auch mir passieren könnte. Eigentlich wollte ich mich nur zurückziehen aus Angst vor der Reaktion der anderen. Ich war also auf dem Weg in meine Wohnung. Plötzlich hatte ich das Gefühl innerlich zerrissen zu sein und hatte Herzrasen. Wenn man depressiv ist, kann man Herzrasen bekommen, wenn Angstsymptome hinzukommen. Ich hatte große Angst, vor der Reaktion der Mitmenschen, was mich eigentlich dazu veranlassen sollte mit dem Fahrrad zurück in die Klinik zu fahren, doch ich hatte kein Vertrauen mehr zu jemanden. Ich hatte Angst durch das Herzrasen, da ich nicht einordnen konnte, ob mein Herz ganz schnell schlägt oder ob es die Angst war, was dann tatsächlich zu einem erneuten Sturz führte, denn ich war mit dem Kopf wo anders, da ich mich nur noch auf das Herzrasen fokussierte. Ehrlich gesagt hatte ich da schon wirklich das Gefühl ganz tief zu fallen, wie bei einem Sprung in die Tiefe. Die Erinnerung an das tiefe Loch in das ich fiel, als ich bemerkte, dass die psychischen Zustände nun auch körperliche Anzeichen hatten, war mir jedoch noch präsent, da es sich wie ein Schock anfühlte, dem ich nicht entfliehen konnte. Es fühlte sich an, als wäre mein ganzes Leben eine Ruine. Der Schock war mit Bildern aus meiner Vergangenheit verbunden, die ich wie das Herzrasen nicht mehr aushalten konnte. Es würde mich schon jemand in Empfang nehmen und mir helfen. Doch ich hatte Zweifel, ob mir jemand glauben würde, dass ich mit einer Frau kommunizierte, deren Stimme ich nur hörte, damit ich die Welt retten könnte, dann passierte es und ich war auf den Weg in meine Wohnung, da ich mit meinen Gedanken wieder mal wo anders war, keine Kontrolle mehr über meinen Körper hatte, wegen der permanenten inneren Bilder und des dadurch entstehenden Herzrasens, denn ich stand bereits im Treppenhaus. Ich erlitt eine Zerreißung der Lunge. Ich weiß, dass man das auch einfach so bekommen kann, doch bei mir war der Auslöser die Angstsymptomatik, wodurch ich sprang, jedoch suchte ich noch nach Hilfe und wollte, dass mich jemand findet. Anders wie beim ersten Mal, waren es dieses Mal mehrere Meter nach unten, da ich über ein Geländer stieg, um nach unten zu kommen, da ich Menschen sah, die ich nicht mit meinen Zwangsgedanken verletzen wollte. So etwas nennt man Gedankenausbreitung. Der Wahn machte mich unbesiegbar. Ich dachte ich könnte fliegen oder so ähnlich. Ich hatte meine Mission die Welt zu retten damit erfüllt, indem ich mich selbst ausschaltete.